Veranstaltung: | Landesparteitag |
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Tagesordnungspunkt: | Anträge |
Antragsteller*in: | LAG Kultur, Luise Amtsberg (KV Kiel) (dort beschlossen am: 25.09.2019) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 28.09.2019, 18:27 |
B 7: Medienkompetenz durch schulische und außerschulische Filmbildung
Antragstext
Medienkompetenz durch schulische und außerschulische Filmbildung
Medien und vor allem Filme und Videos nehmen einen immer größeren Teil des
Alltags von Kindern, Jugendlichen sowie Erwachsenen ein. Sie haben damit einen
erheblichen Einfluss auf Identität, Weltbild und Wissen. Daher sollte die
Medienkompetenz zu einem wichtigen Teil der Schulbildung werden. Umgang mit
Medien ist eine Kernkompetenz. Denn nur Menschen, die Bilder und Videos
interpretieren können, sind gewappnet gegen Fake News und Propaganda, die sich
gerne der hohen Glaubwürdigkeit von Bildern bedienen. Es gilt, Kindern und
Jugendlichen Instrumente an die Hand zu geben, um seriöse von unseriösen
Inhalten zu unterscheiden.
Durch die immer stärkere Fokussierung auf Bilder und Videos im Internet, gehört
das Filmemachen außerdem zu einem wichtigen Ausdrucksmedium. Sie gibt Kindern
und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Ansichten und Ideen darzustellen und mit
anderen zu teilen. Daher gehört in einer digitalen Gesellschaft die Herstellung
von Videos zu einer wichtigen Fähigkeit, die auch im Berufsleben immer stärker
gefragt sein wird.
Aus diesem Grund wollen wir die schulische und außerschulische Filmbildung in
folgenden Punkten stärken:
Schulische Filmbildung
Medienarbeit in der Schule
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich dafür ein, dass zur Stärkung der
Medienkompetenz an Schulen der Themenkomplex „Medien“ in die Fachanforderung
verbindlich verankert und in der Praxis aktiv gelebt werden kann. Schüler*innen
sollen durch eigenes Filmemachen und durch die Analyse von Filmen die
Wirkmächtigkeit von Bildern kennenlernen.
Ebenfalls sollte die Medienbildung und Filmwissenschaft ein verbindlicher Teil
der Lehrerausbildung werden. Die Bildungspläne sollten danach abgeklopft werden,
was über den Stift und den Block hinaus den Schüler*innen als Ausdrucksmittel
beigebracht werden kann.
Filmschauen in der Schule
Seit 2017 gibt es eine Initiative des IQSH (siehe Publikation “Bewegte Welt,
bewegte Bilder”, Rückert 2018), die wir ausreichend unterstützen wollen. Diese
stellt unter anderem eine Bibliothek mit Filmen zusammen, die für den Unterricht
geeignet sind. Bündnis 90/Die Grünen setzen sich dafür ein, dass im Zuge des
Ausbaus der digitalen Ausstattung der Schulen auch die Möglichkeit geschaffen
wird, Filme direkt im Klassenraum zu sehen und das Medium in den Unterricht mit
einzubinden. Die Lehrpläne sollen den Besuch der Schulkinowoche sowie
Festivalprogrammen, die speziell auf Schulen zugeschnitten sind, besser
ermöglichen, als er es bisher der Fall ist. Zudem sollten sich Lehrende über
eine Plattform über entsprechende Angebote schnell und einfach informieren
können.
Filmemachen in der Schule
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich dafür ein, dass das Anfertigen von Filmen in
den Deutsch-, Kunstunterricht und andere passende Fächer integriert werden.
Ebenso soll es erleichtert werden, externe Fachleuten mit einzubeziehen, die für
kurze Zeiträume (Projektwochen, AGs) mit den Schüler*innen arbeiten.
Um professionelle Filmschaffende in den Unterricht mit einbeziehen zu können,
sollten spezielle Fortbildungskurse für Lehrende angeboten werden, um die
Menschen aus der Praxis direkt in die Schulen zu bringen.
Filmequipment für Schulen
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich dafür ein, dass die Schulen mit ausreichend
Filmequipment ausgestattet werden. Dazu ist eine Ausrüstung mit Kamera,
Tongerät, Scheinwerfern und Schnittmöglichkeiten (PC und Software) in der Regel
ausreichend. Lehrende sollen im Umgang mit dieser Technik geschult werden.
Ebenso könnten Smartphones und Tablets für Projekte mit einbezogen werden.
Einrichtung eines FKJ Film
Auch eine Einrichtung eines Freiwilligen Kulturellen Jahres mit Schwerpunkt Film
wollen wir ermöglichen. Die FKJler*innen könnten die filmische Arbeit an den
Schulen unterstützen und auch Filmvorführungen organisieren.
„Jugend filmt“- Wettbewerb
In Anlehnung an den Wettbewerb „Jugend musiziert“ und „Jugend forscht“ wollen
wir einen ähnlichen Wettbewerb für den Film eingerichten. Ebenso möglich wäre
ein Filmschulpreis, bei dem die Schulen für ihre schulische Filmbildung
ausgezeichnet werden.
Außerschulische Filmbildung
Bildungseinrichtungen und Verbände weiter stärken und Angebote ausbauen
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich dafür ein, dass die bestehenden Einrichtungen
und Verbände stärker gefördert und weitere Orte geschaffen werden, die Schulen,
Kinder und Jugendliche in Anspruch nehmen können.
Der Landesverband Jugend und Film leistet hervorragende Arbeit in der
außerschulischen Filmbildung. Ebenso die Internationale Bildungsstätte Jugendhof
Scheersberg sowie der Offene Kanal Schleswig-Holstein und andere Einrichtungen.
Diese Arbeit wollen wir noch besser unterstützen und die Förderung ausbauen.
Neben der aktiven Filmbildung sollte auch die rezeptive Filmbildung gefördert
werden. Ein Beispiel ist das Konzept "Kinderkino", bei dem bewusst in
Jugendzentren und anderen Bildungsstätten ausgewählte Filme gezeigt werden, die
mit kindgerechten Aktionen (Malen, Rollenspiel, Bewegung...) nach der
Vorstellung bearbeitet werden. Dadurch werden die Kinder behutsam in die
pädagogisch geführte Auseinandersetzung mit dem Gesehenen gebracht. Die
Kinderkinoangebote können gut in der Fläche unseres Landes durchgeführt werden.
Einmal im Jahr findet hierzu eine Fortbildung des Bundesverband Jugend & Film
und des Landesverband Jugend & Film auf dem Scheersberg statt, mit denen haupt-
und ehrenamtlich Tätige befähigt werden, Kinderkinoveranstaltungen
durchzuführen.
Youtube-Spaces schaffen
Zudem setzt sich Bündnis 90/ Die Grünen dafür ein, dass Youtube-Spaces in den
Kommunen eingerichtet werden. Neben der zur Verfügungsstellung von Equipment
können Jugendliche hier pädagogisch begleitet werden, um ihre
Ausdrucksmöglichkeiten im Internet zu entwickeln und rechtliche Fallstricke zu
vermeiden.
Förderung von Projekten verstetigen
Zur Zeit wird Medienbildung durch einmalige Projektgelder finanziert. Das führt
allzu oft dazu, dass Projekte immer wieder von vorn begonnen werden müssen.
Bündnis 90 / Die Grünen setzen sich für eine Verstetigung bzw. Verlängerung der
bestehenden Projekte ein.
Begründung
Begründung
Das Filmemachen ist eine Kunstform mit einer hohen integrativen Kraft. Der Filmdreh fordert in der Regel das Arbeiten im Team. Er bietet die Möglichkeit, generationsübergreifend auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten. Und das auf einem sehr niedrigschwelligen Niveau, denn um mit dem Filmemachen anzufangen, braucht es zunächst nur eine Kamera, ein Tongerät und ein paar Schauspieler*innen.
Bilder können je nach Inszenierung und Zusammenstellung bestimmte Botschaften vermitteln. Wie ist der Film zu interpretieren? Ist er seriös oder unseriös? Welche Weltbilder vermittelt er? Durch den Umgang mit dem Filmmaterial selbst, können Schüler*innen spielerisch diese Gestaltungsmöglichkeiten von Filmen kennenlernen und so auch manipulative Absichten erkennen, was der Kern von Medienkompetenz ist.
Zudem erlernen Schüler*innen durch das Filmemachen wichtige Fähigkeiten, die sie später im Beruf gebrauchen können. Dazu gehören nicht nur technische Kompetenzen, sondern auch Fähigkeiten wie Storytelling. Beim Film müssen Dinge auf den Punkt gebracht werden, um den Zuschauenden am Ball zu halten. Die Arbeit im Team leistet einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung. Nur wenn das Team zusammenarbeitet und dabei noch gut organisiert ist, kommt auch ein guter Film dabei heraus.
Auch auf den richtigen Umgang mit Games kann eine entsprechende Medienbildung großen Einfluss haben, da das Game ähnliche Erzähltechniken nutzt wie der Film. Der Film hat jedoch im Gegensatz zur Spieleentwicklung den Vorteil, dass er auf einem viel niedrigschwelligeren Niveau in den Unterricht eingebunden werden kann, da keine Programmierkenntnisse und schnelle PCs notwendig sind, um Filme herzustellen.
Seit 45 Jahren leistet der Landesverband Jugend und Film hervorragende Arbeit in der außerschulischen Filmbildung. Wichtigster Angelpunkt ist die Internationale Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg, wo der Verband jedes Jahr das Jugend-Film-Fest ausrichtet. Auch Schulklassen fahren auf den Scheersberg, um das Filmemachen zu lernen. Zudem organisiert der Verband zusammen mit dem Offenen Kanal SH den „Nur 48 Stunden“ Wettbewerb, an dem jedes Jahr ca. 40 Filmteams teilnehmen. Ähnliches gilt für die Arbeit des Offenen Kanals Schleswig-Holstein.
Ein gutes Beispiel für schulische Filmbildung in Schleswig-Holstein ist die Gelehrtenschule in Meldorf.
Unterstützer*innen
Zustimmung
- Rasmus Andresen
- Björn Hennig
- Gazi Sikican
- Marlene Langholz-Kaiser
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